Arno Schmidt als Übersetzer

Arno Schmidt hat sich in Deutschland vor allem mit seinen zuweilen überaus eigenwilligen Romanen einen Namen gemacht. Er war allerdings auch als Übersetzer tätig.


Seine eigenen Bücher sind schwer zu lesen, vielen sind sie ganz und gar unverständlich. Dementsprechend klein ist die Zahl derer, die schon mal einen Roman von Arno Schmidt gelesen haben. Ein Kassenerfolg ist ihm zeit seines Lebens jedenfalls versagt geblieben.

Aber satt werden musste er trotzdem. Um des ›lieben Brotes willen‹, wie er es selbst gerne nannte (in seinem 1955 entstandenen Aufsatz ›Die Brotarbeit‹ beispielsweise), war er deshalb dazu gezwungen, sich auch anderen Tätigkeiten zu widmen. Und was konnte einer wohl machen, der nach dem Krieg schon einmal als Dolmetscher in einer Hilfspolizeischule gearbeitet hatte? Er übersetzte Bücher aus dem Englischen ins Deutsche.

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Arno Schmidt übersetzt Stanley Ellin

Arno Schmidt war lange Zeit auch als Übersetzer tätig. Ein Buch, das im Original den Titel ›Fool’s Mate‹ trug, gab er im Deutschen einen gänzlich anderen Namen.


Arno Schmidt war ein großer Schachfreund. Dies zeigt sich schon an seinen Texten, in denen er ein übers andere Mal auf das königliche Spiel zu sprechen kam. Tatsächlich lassen sich in seinen Büchern recht viele Schachstellen finden, wie Marius Fränzel auf Musagetes nachgewiesen hat.

Besonders interessant scheint mir dabei allerdings kein eigenständiges Werk, sondern die Übersetzung einer kleinen Erzählung zu sein: ›Fool’s Mate‹, eine im November 1951 im Ellery Queen’s Mystery Magazine (S. 3 bis 16) erstmals veröffentlichte Story um einen gegen sich selbst antretenden Schachspieler.

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Die Verkaufszahlen des Brontë-Gedichtbandes

Die Schwestern Brontë hatten mit ihrer ersten Veröffentlichung nicht viel Glück. Gerade mal zwei Stück ihres Gedichtbandes wurden im ersten Jahr verkauft.


Im Jahr 1846 traten die Schwestern Brontë zum ersten Mal ans Licht der Öffentlichkeit, damals allerdings noch unter anderem Namen. Der Gedichtband Poems by Currer, Ellis and Acton Bell, der beim Londoner Verleger Aylott and Jones erschien, war finanziell allerdings kein großer Erfolg. Ganze zwei Stück wurden zunächst davon verkauft, wie auch Arno Schmidt in seinem Nachtprogramm Angria und Gondal entsetzt festhielt.

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Kürzungen – ja oder nein?

Verleger und Lektoren machen sich einen Spaß daraus, Romane zu kürzen. Das betrifft vor allem Übersetzungen und Kinderbücher. Aber auch die Weltliteratur könnte von Kürzungen profitieren.


Wie ich zuletzt dargelegt habe, bin ich kein Freund überlanger Romane. Kurz und prägnant sollte eine Geschichte erzählt werden, alles Überflüssige gilt es wegzulassen. Der Rotstift war schon immer der beste Freund eines Autors.

Tatsächlich gibt es mehr als genug Romane, die aufgrund ihrer Länge schlechter sind als sie sein könnten. Hier ein paar Beispiele:

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Die Vorstellungskraft der Emily Brontë

Arno Schmidt war ein Brontëaner der ersten Stunde, der für den Süddeutschen Rundfunk schon 1960 seinen Radio-Essay Angria und Gondal. Der Traum der taubengrauen Schwestern verfasste. Darin schreibt er an einer Stelle seinem irischen Kollegen James Joyce die Worte zu, Emily habe reine Vorstellungskraft (›pure imagination‹) besessen.

Schriftlich niedergelegt hat Joyce diese Worte nie, überliefert worden sind sie aber von dessen Freund Eugene Jolas, der in seinem Aufsatz ›My Friend James Joyce‹ darüber Auskunft gibt (→ Jolas, S. 401 und Ellman, S. 972).

Arno Schmidt und David Winer

Wer Arno Schmidts Gelehrtenrepublik liest, lernt auch Charles Henry Winer kennen, der als Verfasser der zur Entstehungszeit in der Zukunft (2008) angesiedelten Geschichte zeichnet.

Dabei handelt es sich um den fiktiven Urgroßneffen Schmidts, dessen Großneffe David Winer sehr wohl sehr real ist. Die Großmutter des in der Computerszene allgemein bekannten Winer war Schmidts früh in die USA ausgewanderte Schwester Lucy.

Der Deppen-Apostroph bei Arno Schmidt

Wie andernorts bereits dargelegt, ist der gerne so genannte Deppen-Apostroph seit jeher sehr beliebt gewesen, zumal bei Schriftstellern und Autoren. Einer kommt in dem erwähnten Beitrag allerdings nicht vor: Arno Schmidt.

Das freilich liegt nicht an einer sträflichen Missachtung unsererseits; vielmehr sind wir davon ausgegangen, dass es in seinem Falle vollkommen unnötig wäre, extra auf ihn hinzuweisen, finden sich in seinen Werken doch mehr als genug Beispiele für den Deppen-Apostroph (man denke nur an Titel wie Brand’s Haide oder Zettel’s Traum).

Versuch über Emily Brontë

Als Emily Brontë am 19. Dezember 1848 im Alter von nur 30 Jahren starb, war sie nahezu unbekannt. Ihr Roman und ihre Gedichte ließen die frühen Kritiker zumeist ratlos zurück, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Emily Brontë war ihrer Zeit weit voraus, erst spätere Generationen wussten ihr Genie zu würdigen.


In her white evening dress; with her long hair flowing full and wavy; with her noiseless step, her pale cheek, her eye full of night and lightning, she looked, I thought, spirit-like, – a thing made of an element, – the child of a breeze and a flame, – the daughter of ray and rain-drop, – a thing never to be overtaken, arrested, fixed.

[Charlotte Brontë: Shirley 1849, Vol. III: Chapter XXXVI, S. 294]

Als so etwas wie einen Geist hat ihre Schwester sie also gesehen, als Kind von Wind und Feuer, wie aus einem Element entstanden, so wie sie dastand in ihrem weißen Abendkleid, mit ihren langen Locken, dem lautlosen Schritt, den bleichen Wangen und den blitzenden Augen, die so schwarz wie die Nacht, eine Tochter des Lichts und des Regentropfens, ein Wesen, das keiner kann fassen, einfangen oder fesseln.

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Die Frau in Weiß

Es gibt nur wenige Kriminalromane, die zur Weltliteratur gehören. Ein bedeutender Roman dieses Genres stammt von Wilkie Collins: Die Frau in Weiß.


Daten zum Buch

  • Autor: Wilkie Collins
  • Titel: The Woman in White
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: All the Year Round, 26. November 1859 bis 25. August 1860
  • Verlagsort der ersten Buchausgabe: London
  • Verleger: Sampson Low, Son, and Co.
  • Erscheinungsjahr: 1860
  • Deutsche Erstausgabe: Die Frau in Weiß (Leipzig: Voigt & Günther 1861, Übersetzung: Marie Scott)

Wenn die Frage aufkommt, wer zu den Begründern des modernen Kriminalromans zu zählen ist, darf der Name des englischen Schriftstellers Wilkie Collins (1824 bis 1889) auf keinen Fall fehlen.

Wer sich mit seinem Werk beschäftigen möchte, kann aus einem breiten Fundus wählen, als bester Einstieg ist aber ganz eindeutig The Woman in White aus dem Jahre 1860 zu empfehlen. Wer statt des Originals die deutsche Fassung lesen will, der sollte zur Übersetzung von Arno Schmidt greifen.

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