Über die Peanuts

Der tägliche Comicstrip ist in den Vereinigten Staaten seit mehr als 100 Jahren äußerst populär. Zu den wichtigsten Beiträgen zählen die Peanuts, die vom Oktober 1950 bis Februar 2000 in den Tageszeitungen erschienen sind.


Er hat alles selbst gemacht: getextet, gezeichnet und beschriftet – und das fast 18.000 Mal. Diese Leistung ist wirklich einmalig in der Comicszene. (Wer gut rechnen kann, der weiß, dass Schulz exakt 17.897 Mal den Stift angesetzt hat, um über Leben und Wirken der Peanuts Auskunft zu geben.)

Für diejenigen, die nachzählen wollen, hier die genauen Daten. Los ging es am 2. Oktober 1950 – und zwar in den folgenden sieben Zeitungen: The Washington Post, The Chicago Tribune, The Minneapolis Star/Tribune, The Allentown Call-Chronicle, The Bethlehem Globe-Times, The Denver Post und The Seattle Times. 15 Monate lang erschienen die Peanuts sechsmal die Woche, bevor ab 1952 noch die Sonntagsausgaben dazukamen.

So ging es jahrein, jahraus bis zum 3. Januar 2000. Danach folgten noch die bereits vorproduzierten Sonntagsstrips, bis am 13. Februar 2000 mit einem Male Schluss war. Einen Tag zuvor war Schulz gestorben, was mehr oder weniger reiner Zufall war – mehr oder weniger, weil wir nicht wissen, ob es das Schicksal wollte, dass Schulz und dessen Figuren gemeinsam sterben sollten. Nur ein einziges Mal in all den Jahren hat Schulz übrigens eine kurze Pause eingelegt, und zwar vom 27. November bis zum 31. Dezember 1997, im Alter von 75 Jahren.

Geboren wurde der Sohn des deutschstämmigen Friseurs Carl Schulz und Dena Halverson Schulz am 26. November 1922 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota, und zwar, um ganz genau zu sein, in der Chicago Avenue Nr. 919, Wohnung Nummer zwei (→ Inge 2000, S. xiii bis xviii).

Dass er später als Comiczeichner sein Geld verdienen sollte, war im Grunde schon zwei Tage nach seiner Geburt klar. Denn schon damals bekam er seinen Spitznamen, der ihn sein Leben lang begleiten sollte: Sparky. Ein Onkel hatte ihn so genannt – nach dem Pferd Sparkplug aus dem Comicstrip Barney Google.

Comics waren eben in der Familie sehr populär, auch der junge Charles begann schon im Kindergarten mit dem Zeichnen, sein erstes Bild veröffentlichte er am 22. Februar 1937 in der Zeitschrift Believe It or Not. Da er 1943 in die Armee eingezogen wurde und für zwei Jahre als Oberfeldwebel in Frankreich und Deutschland kämpfte, musste er seine Bemühungen auf diesem Gebiet allerdings eine Zeitlang aufgeben. (Anders als sein Altersgenosse Bill Mauldin, dessen Geschichten um die Infanteristen Willie und Joe in der amerikanische Armeezeitung Stars and Stripes veröffentlicht wurden.) Direkt nach dem Krieg wandte sich Schulz aber sofort wieder seiner Kunst zu. Er arbeitete für das Magazin Timeless Topix und wurde Lehrer an einer Zeichenschule, bevor er 1947 seine erste Comicserie entwickelte: Li’l Folks.

Am 8. Juni erschien der erste Strip in der Minneapolis Tribune, der zweite folgte sieben Tage später. Doch damit hatte sich die Sache zunächst einmal. Dafür brachte Schulz seinen Comic in der St. Paul Pioneer Press unter, wo der Strip vom 22. Juni an lief. Welche Charaktere waren damals mit von der Partie? Ein Junge namens Charlie Brown, ein Mädchen namens Patty, ein junger Pianist, der Beethoven anbetet, sowie ein Hund, der aussieht wie später einmal Snoopy aussehen wird.

1948 verkaufte Schulz eines seiner Bilder an die Saturday Evening Post, wo im Laufe der nächsten zwei Jahre noch 16 weitere erscheinen sollten. Zwei Jahre später gelang ihm dann endlich der große Durchbruch. Schulz wurde von United Features engagiert, wo er seine Geschichten um die kleinen Leute zu zeichnen begann: die Peanuts waren geboren. (Mit dem Namen allerdings, den das Syndikat ausgewählt hatte, konnte er sich sein Leben lang nicht anfreunden.)

Die ersten Charaktere (vom 2. Oktober 1950) waren Charlie Brown, Shermy und Patty. Schon im siebten Strip vom 9. Oktober wurde zum ersten Mal deutlich, welche Fähigkeit Schulz darin besaß, Kinder den Lauf der Welt erklären zu lassen: Ob er sie auch dann noch lieben werde, wenn er erst mal groß sei, reich und berühmt – sie aber nur ein armes kleines Mädchen, sagt Patty also zu Shermy, der erst bejaht, bevor er wissen will, wie es sich denn im umgekehrten Falle verhalte? Logisch, dass Patty darauf wie selbstverständlich sagt, das dies ganz etwas Anderes wäre.

Weitere Charaktere und ihr erster Auftritt:

  • Snoopy, 4.10.1950
  • Violet, 7.2.1951
  • Schroeder, 30.5.1951
  • Lucy Van Pelt, 3.3.1952
  • Linus Van Pelt, 19.9.1952
  • Pig Pen, 13.7.1954
  • Sally Brown, 23.8.1959
  • Frieda, 6.3.1961
  • Peppermint Patty, 22.8.1966
  • Woodstock, 4.4.1967
  • Marcie, 18.6.1968
  • Franklin, 31.7.1968
  • Rerun Van Pelt, 26.3.1973

Hier noch ein paar weitere Besonderheiten:

  • Am 24. September 1951 saß Schroeder erstmals an seinem Spielzeugklavier.
  • Linus wurde bereits am 14. Juli 1952 das erste Mal erwähnt, erhielt seinen Namen dafür aber erst drei Tage nach seinem erstmaligen Erscheinen im Bild, seine Schmusedecke tauchte das erste Mal am 1. Juni 1954 auf.
  • Sally wurde am 25. Mai 1959 erstmals erwähnt und bekam am 2. Juni ihren Namen.
  • Peppermint Patty heißt eigentlich Patricia Reichardt.
  • Woodstock erhielt seinen Namen erst am 22. Juni 1970, zudem gab es schon vor 1967 Vögel bei den Peanuts, der vom 4. April erinnert am ehesten an Woodstock.
  • Marcie kann am 18. Juni 1968 auch Clara geheißen haben, gesichert ist ihr Auftreten als Marcie am 11. Oktober 1971.
  • Rerun wurde am 23. Mai 1972 erstmals erwähnt und erhielt seinen Namen acht Tage später.

Die Peanuts waren ein erstaunlicher Erfolg, so wurden sie 1999 von mehr als 2600 Zeitungen in 75 Ländern veröffentlicht. Doch sie waren nicht nur als Zeitungsstrip ein Hit. So wurde der Fernsehfilm A Charlie Brown Christmas mit Emmys und Peabodys prämiert (1965), das Musical You’re a Good Man, Charlie Brown hatte am 7. März 1967 Premiere und lief insgesamt vier Jahre lang.

Zudem flogen Snoopy und Charlie Brown an Bord von Apollo 10 ins All (1969), für den Fernsehfilm A Charlie Brown Thanksgiving gewann Schulz einen Emmy (1973), genauso wie für You’re a Good Sport, Charlie Brown (1975), Happy Anniversary, Charlie Brown (1976) und Life Is a Circus, Charlie Brown (1980). Kein Wunder angesichts dieses Erfolgs, dass Schulz 1996 auch noch einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame erhielt. Das hatte er nun wirklich verdient.


 

Die biografischen Angaben sind dem Buch Charles M. Schulz, Conversations entnommen (→ Inge 2000, S. xiii bis xviii).