Verein Deutsche Sprache

Bei Durchsicht unseres Archivs haben wir eine alte Polemik gefunden, die wir im Jahr 2006 schon einmal an anderer Stelle veröffentlicht hatten. Der Beginn des letzten Absatzes ist inzwischen nicht mehr aktuell, der Rest aber trifft auch heute noch zu.


Mit der Sprache ist es ja immer so eine Sache. Logisch ist sie jedenfalls nicht, Wer gerne einmal lachen will, der sollte einen Blick ins Periodikum des VDS (Verein Deutsche Sprache) werfen. Dort nämlich hat offenbar die Spaßgesellschaft wieder Einzug gehalten, denn allzu ernst kann das, was wir in jenem Blättchen lesen können, ja kaum gemeint sein. Oder ist tatsächlich zu fürchten, dass der VDS bald schon so eine Art Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole fordern wird? Angesichts der Texte, die wir in der Postille des VDS lesen müssen, ist davon in der Tat auszugehen. Nun ja, möglicherweise ist er letztlich doch kein Ulk, der Versuch, der deutschen Sprache den nötigen Raum zum Leben zu verschaffen?

Haben sie aber nicht dennoch Bewunderung verdient, all die Krämerseelen, die für die Artikel verantwortlich zeichnen? Ihr rührselig-sentimentaler Hang zur Rechtschreibung von 1901 sollte in der Tat unterstützt werden. Zweifellos gehört solch ein Unfug verboten, zweifellos sollten die neuen Schulbücher aus den Schulräumen verbannt, oder, besser noch, auf dem Schulhof dem Feuer übergeben werden.

Die Mitglieder des VDS widmen sich mit Leib und Seele vor allem einem Kampfe: Mit dem Stahlhelm auf dem Kopf streiten sie wider alle Anglizismen und Amerikanismen. Das ist schön und lobenswert. Doch schön und lobenswert wäre es vor allem dann, wenn der Kampf nicht gar so dogmatisch geführt würde. Sicher ist es richtig, die Homepage eine Startseite zu nennen (trotz des Starts), sicher ist es vernünftig, die Werbung anzuprangern; doch nicht gegen alles muss man kämpfen. Braucht es eine Übersetzung für das Internet, für den Laptop (Schoßrechner zum Beispiel)? Ist es cool, ruhig zu sein oder nüchtern oder lässig oder toll oder besonnen oder was auch immer? Cool ist cool, nichts sonst.

Einen merkwürdigen Anglizismus leistet sich übrigens auch der VDS: Zumindest auf der Titelseite wird das Mitteilungsblatt des VDS als sprach nachrichten bezeichnet; es wird klein und auseinander geschrieben also, ja, nicht mal durch einen Bindestrich aneinander gekoppelt. Und spätestens jetzt wird klar, dass der VDS sich selbst doch nicht so furchtbar ernst nimmt, dass doch alles nur ein Spaß ist, dass der VDS eben doch kein Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole fordern wird, dass der VDS der deutschen Sprache doch nicht den nötigen Raum zum Leben verschaffen will. Diese Hudelei hat die Krämerseelen als Spaßmacher entlarvt, diese Hudelei und noch eine zweite: Wer statt einer Gesinnung nur noch eine Gesonnung hat (›wohlgesonnen‹ → Ausgabe Nr. 30, April 2006, S. 19), der kann die deutsche Sprache nun wirklich nicht ganz ernst nehmen.