Der Erzherzog-Johann-Jodler

Der Erzherzog-Johann-Jodler ist das bekannteste der Lieder, die dem gleichnamigen Habsburger zu Ehren gedichtet worden sind. Wer aber ist der Autor?


Das Haus Habsburg hat viele merkwürdige Gestalten hervorgebracht. Das ist zum großen Teil der Inzucht geschuldet, der bei den Hamburgern mehr noch als in anderen Herrscherhäuser gefrönt wurde. Eine Ausnahme war Erzherzog Johann von Österreich (1782 bis 1859), der die Tochter eines einfachen Posthalters ehelichte. Dass er darob von der Thronfolge ausgeschlossen wurde, versteht sich von selbst.

Johann machte sich in der Steiermark einen großen Namen. Seine innovativen Ideen, mit denen er das damalige Herzogtum modernisierte, brachte ihm viel Anerkennung beim Volk, das ihm auf eine ganz besondere Weise ein Denkmal setzte: Ihm zu Ehren entstanden viele Weisen und Lieder, die teilweise auch heute noch gesungen werden. Das bekannteste dieser Lieder ist ganz ohne Frage der 1830 entstandene Erzherzog-Johann-Jodler (›Wo i geh und steh‹)

Wer aber ist der Autor dieses Werks? Im Lieder-Archiv ist von einer Volksweise die Rede, in der Wikipedia und auf Volksmusik.cc wird Anton Schlosser als Komponist genannt. Das hat seinen guten Grund. So bezeichnet sein Zeitgenosse Alexander Julius Schindler es als Schlossers bekanntestes Lied (→ Schindler 1850, S. 20). Und Schlosser selbst? Der nimmt die Autorschaft klipp und klar für sich in Anspruch:

Das steyrische Alpenlied: »Das Heimweh« (»Wo i geh’ und steh’, thut mir ’s Herz so weh« etc), welches ich im Jahre 1830 während meines Aufenthaltes in Scheerding schrieb und Alpensängern gab, verbreitete sich schnell.

[Schlosser 1850: Vorrede, S. xii]

Viel schöner klingt freilich die Geschichte, die Harald Havas in seinem Habsburger Sammelsurium erzählt (S. 73). Danach hatte der gänzlich unbekannte Gewerbeoberlehrer Matthias Rattschüller (1797 bis 1869) das Lied geschrieben. Dass niemand ihm dafür Anerkennung zollte, kränkte Rattschüller, der in zwei Ehen die legendäre Zahl von 23 Kindern gezeugt hat, verständlicherweise ungemein.

Als er dann auch noch in der Zeitschrift Signale für die musikalische Welt lesen musste, der berühmte Erzherzog-Johann-Jodler sei von Johannes Brahms komponiert worden, war es endgültig aus mit ihm: Die Falschmeldung löste einen kapitalen Wutanfall aus, an dessen Folgen Rattschüller schließlich sogar verstarb.

Eine traurig-schöne Geschichte – und hübsch erfunden.