Die Insel der Abenteuer

Jedes Kind muss Enid Blyton gelesen haben. Das erste Buch aus der Abenteuerserie ist ein guter Start: Die Insel der Abenteuer.


Daten zum Buch

  • Autorin: Enid Blyton
  • Titel: The Island of Adventure
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Macmillan Publishers Ltd.
  • Erscheinungsjahr: 1944
  • Deutsche ErstausgabeDie Insel der Abenteuer (Berlin: Erika Klopp Verlag 1950, Übersetzung: Lena Stepath)

Kinderbücher werden oft unterschätzt, sie gelten halt nicht als ernsthafte Erwachsenenliteratur.

In manchen Fällen ist das natürlich höherer Blödsinn, zumal bei Klassikern wie Alice im Wunderland, das kaum ein Kind wohl in seiner ganzen Breite erfassen kann. Sonst nämlich hätte es keines umfassenden Anmerkungsapparats bedurft, wie ihn Martin Gardner zu dem wunderbaren Buch Alles über Alice beigesteuert hat.

Inzwischen ist durch die Romane um Harry Potter oder Eddie Dickens natürlich hinlänglich bewiesen worden, dass so genannte Kinder- und Jugendliteratur für Erwachsene mehr als nur geeignet ist.

Die Bücher der englischen Schriftstellerin Enid Blyton benötigen zwar keine allzu umfangreichen Erklärungen, schön zu lesen sind sie trotzdem – für Kinder zumal, aber auch für Erwachsene.

Ich kann das mit Gewissheit sagen, da auf meinem Nachttisch nun eben auch wieder mal eines ihrer Bücher zu finden ist, Die Insel der Abenteuer, das laut meiner Ausgabe (dtv junior, aus dem Englischen übersetzt von Yvonne Hergane) für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist. Tatsächlich habe auch ich die Abenteuerserie schon als Drei- oder Fünfkäsehoch geradezu verschlungen, sie ist mir jedenfalls noch lieber gewesen als die bekanntere Reihe um die Fünf Freunde.

Sicher, Blyton ist nicht unumstritten. Vorgeworfen wird ihr ja vielerlei: ihre  Figuren seien ohne Leben, sie verbreite Stereotypen, ihr Stil tauge nichts, und, was wohl das Ärgste ist, Sexismus, Snobismus und Rassismus gäben sich die Klinke in die Hand. Tja, so war das damals halt. Aber dafür gibt es eben die Neuausgaben, die von allem gereinigt sind, was politisch nicht korrekt zu sein scheint.

Also, ich finde Blyton auch heute noch gut. Die Insel der Abenteuer liest sich flott durch, jedes Kind dürfte seinen Spaß an der Lektüre haben. (Die professionellen Kritiker haben halt keine Ahnung, aber das ist ja nichts Neues.) In der Abenteuerserie geht es um vier Jugendliche, die Geschwisterpaare Philipp und Dina Mannering (im Original Philip und Dinah) sowie Jack und Lucy Trent (im Original Lucy-Ann).

Die beiden Geschwisterpaare könnten unterschiedlicher wohl kaum sein. Während Tierliebhaber Philipp und die launische Dina einander immerzu in den Haaren liegen, sind der sommersprossige Vogelliebhaber Jack und die zartfühlende Lucy ein Herz und eine Seele. Stets mit von der Partie ist auch Jacks Papageiendame Kiki, die durch ihr ständiges Dreinquatschen für viel Aufregung sorgt.

Philipp lernt Jack und Lucy während der Sommerferien kennen, die er wegen seiner langen Fehlzeiten bei einem strengen Schulmeister verbringt, bei dem er zusammen mit drei anderen Jungen Nachhilfestunden nimmt. Jack und Lucy haben keine Eltern mehr und wohnen bei Onkel und Tante, die sie aber nicht nur für die Nachhilfestunden sondern auch für die restlichen Ferien gerne dort beließen. Doch da ist Philipp vor: Er lädt sie zu sich nach Felseneck an der Küste ein, wo sie nicht nur Dina, sondern auch Tante Polly, Onkel Jocelyn und deren Angestellten Joe kennen lernen.

Joe spielt eine wichtige Rolle in dem Abenteuer. Deshalb sei an dieser Stelle rasch erwähnt, dass er ursprünglich Jo-Jo hieß und als Schwarzer beschrieben wurde. In den modernen Ausgaben wird nur noch von einem sonderbaren Mann mit Falten im Gesicht gesprochen; seine Herkunft aber, von Blyton allzu deutlich dargestellt, wird ständig verschleiert.

Jack ist geradezu begeistert von Felseneck, denn so viele Vögel auf einmal hat er noch nie in seinem Leben gesehen. Besonders viele Vögel sind auf der sagenumwobenen Toteninsel heimisch, wo Jack einen ausgestorbenen Riesenalk zu entdecken hofft. Eines Tages fahren sie tatsächlich heimlich mit Joes Boot zu der Insel, wo sie in einer verlassenen Kupfermine gefangen genommen und eingesperrt werden. Philipp, Dina und Lucy können fliehen, Jack aber, der sich in den unterirdischen Stollen verirrt hat, bleibt auf der Insel zurück. Jetzt ist guter Rat teuer. Aber Hilfe kommt bestimmt, sonst wäre die Serie ja schon nach der ersten Folge beendet gewesen – das aber kann nicht sein.

Ein schönes Buch, das man guten Gewissens seinen Kindern schenken mag; man darf es (zum Schluss sei es in Parenthese erwähnt) aber auch ruhig selbst lesen – nur zu.