Eine Kuh als Literaturkritikerin

P. G. Wodehouse ist einer der populärsten englischsprachigen Schriftsteller. Davon zeugt auch das Verhalten einer Kuh.


Nicht immer ist es ganz leicht, mit Kritik umzugehen. Doch sollte man dabei nie vergessen, dass einer dieser professionellen Quengler und Nörgler meist eh keine Ahnung hat, zumindest nicht mehr als eine Kuh. Das weiß jedes Kind (oder sollte es zumindest wissen), schwarz ärgern sollte man sich eines Tadels wegen also niemals im Leben.

Das wusste wohl keiner besser als der englische Humorist P. G. Wodehouse, der sich in seiner (natürlich mit einem leisen Augenzwinkern zu lesenden Autobiografie) Over Seventy in einem Kapitel mit dem Verhältnis zwischen Kritiker und Kritisiertem auseinandersetzt (→ Wodehouse 2009, S. 77).

Manche Leserinnen mochten ihn lieber als den alten Shakespeare, andere wiederum waren entsetzt darüber, dass sich jemand erdreistete, die beiden in ein und demselben Satz zu erwähnen. (Diese Fraktion war wohl in der Mehrheit.) Aber Wodehouse blieb gelassen, jederzeit konnte er ja auf jenen berühmten Leserbrief verweisen, der, unterzeichnet vom britischen Anthropologen Dr. Verrier Elwin, einst in der Times erschienen war.

Darin erwähnte Elwin eine Kuh, die eines Tages in sein Bungalow spaziert sei und seine Ausgabe von Carry On, Jeeves (dt. Weiter so, Jeeves) aufgefressen habe – und das, obwohl in dem Regal auch Bücher von Galsworthy, Jane Austen und T. S. Eliot gestanden hätten. Ja, so Wodehouse, wenn das mal nicht eine eindrucksvolle Hommage gewesen sei – was denn dann?