Hölderlin im Turm

Friedrich Hölderlin verbrachte die letzten Jahre seines Lebens im heute so genannten Hölderlinturm in Tübingen. Ob seine Geisteskrankheit mit seiner unglücklichen Liebe zur Bankiersgattin Susette Gontard zusammenhing?


Friedrich Hölderlin war 32 Jahre alt, als sich erste Anzeichen einer Geisteskrankheit bei ihm bemerkbar machten. Das war 1802. Ob auch eine Liebelei damit zu tun hatte? Eine berechtigte Frage. Denn in den Jahren zuvor hatte er sich in eine Affäre verstrickt, die genauso leidenschaftlich wie unglücklich verlief.

Es war gerade die Zeit, da Hölderlin seinen Roman Hyperion abschloss. Schiller hatte ja schon am 9. März 1795 in einem Brief auch den Verleger Johann Friedrich Cotta auf Hölderlin aufmerksam gemacht: ›Er hat recht viel genialisches und ich hoffe auch noch einigen Einfluß darauf zu haben.‹

Cotta schien von Schillers Fürsprache durchaus beeindruckt zu sein, jedenfalls nahm er Hölderlin gegen Zahlung von 100 Gulden im Sommer desselben Jahres unter Vertrag. Hölderlin war derweil dabei, seinem Hyperion eine metrische Form zu geben, brach den Versuch aber bald wieder ab. Er entschloss sich, einen neuen Prosaentwurf zu verfertigen, schloss die Fassung im Winter 1795/96 ab und schickte sie an Cotta, der ihm empfahl, sie ein wenig zu kürzen.

So dauerte es noch bis 1796, dann aber war der Roman endlich fertig. Im April 1797 wurde der erste Band veröffentlicht, im Oktober 1799 folgte der zweite Band.

Wo aber verbrachte Hölderlin seine Zeit in jenen Jahren? In Frankfurt, wo er als Hofmeister im Hause des Bankiers Gontard tätig war. Es dauerte nicht lange, bis er eine Affäre mit der Frau des Hauses begann, Susette Gontard, die bereits vier Kinder hatte. Das Verhältnis hatte auch noch Bestand, nachdem Hölderlin am 25. September 1798 seine Stellung verloren hatte.

Bezeichnend, dass er ihr am 7. November 1799 den zweiten Band mit einer ganz persönlichen Widmung übergab: ›Wem sonst als Dir‹. Am 8. Mai 1800 trafen sich die beiden Liebenden allerdings zum letzten Mal, am 22. Juni 1802 starb Susette Gontard an den Röteln.

Kurz danach verdunkelte sich Hölderlins Geist. Nachdem er eine Zeitlang im Autenriethschen Klinikum von Tübingen behandelt und schließlich als unheilbar entlassen worden war, nahm ihn der Tübinger Schreinermeister Ernst Zimmer bei sich auf. Für den Rest seines Lebens, immerhin 36 Jahre, wohnte Hölderlin im dortigen Turmzimmer.

Ob ein Zusammenhang zwischen Susettes Tod und Hölderlins geistiger Verwirrung besteht? Man fragt ja nur mal.