Rot und Schwarz

Eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur stammt aus der Feder des französischen Schriftstellers Stendhal: Rot und Schwarz.


Daten zum Buch

  • Autor: Stendhal
  • Titel: Le Rouge et le Noir
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Levasseur
  • Erscheinungsjahr: 1830
  • Deutsche Erstausgabe: Rot und Schwarz. Eine Chronik des XIX. Jahrhunderts (Leipzig: Eugen Diederichs Verlag 1901, Übersetzung: Friedrich von Oppeln-Bronikowski)

Es ist ganz wie bei Madame Bovary: Auch Stendhals Roman liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde, in der es um einen versuchten Mord ging. Das war natürlich ein Thema für einen Roman. Und so machte sich Stendhal ans Werk.

Im Mittelpunkt steht der Zimmermannssohn Julien Sorel, der für körperliche Arbeit jedoch völlig ungeeignet ist. Kein Wunder also, dass er dem Spott und der Häme seiner Familie ausgesetzt ist. Was macht Julien deshalb? Er flüchtet sich in die Welt der Literatur, liest Rousseaus Bekenntnisse und Napoleons Tagebuch von St. Helena. In der nachnapoleonischen Ära ist es aber angezeigt, die Vorliebe für Napoleon nicht gar so deutlich zu zeigen, weshalb er, der er dem gesellschaftlichen Ruhm nachjagt und deshalb gerne zur Armee ginge, sich auf das Leben eines Priesters vorbereitet.

Als Hauslehrer bei Monsieur de Rênal, dem Bürgermeister von Verrières, tätig, bringt er derweil die Gefühlswelt der Dame des Hauses durcheinander.

Pendant toute l’absence de Julien, elle avait été en proie à un malheur extrême, qui l’avait fait réfléchir.

Quoi ! j’aimerais, se disait-elle, j’aurais de l’amour ! Moi, femme mariée, je serais amoureuse ; mais, se disait-elle, je n’ai jamais éprouvé pour mon mari cette sombre folie, qui fait que je ne puis détacher ma pensée de Julien. Au fond, ce n’est qu’un enfant plein de respect pour moi ! Cette folie sera passagère. Qu’importe à mon mari les sentiments que je puis avoir pour ce jeune homme ? M. de Rênal serait ennuyé des conversations que j’ai avec Julien, sur des choses d’imagination. Lui, il pense à ses affaires. Je ne lui enlève rien pour le donner à Julien.

[Ausgabe von 1854: XI, S. 64 f.]

Während der Dauer seiner Abwesenheit hatte sie sich also tief unglücklich gefühlt und angefangen, darüber nachzudenken: Sollte sie ihn lieben, hatte sie sich gefragt, sollte sie, die verheiratete Frau, sich verliebt haben? Aber nie habe sie wohl ein solches Brennen gefühlt, das dafür sorge, dass sie ihre Gedanken nicht mehr von Julien losreißen könne usw.

Als aber de Rênal die Affäre erkennt, muss Julien das Haus verlassen – es gilt eben, einen Skandal zu vermeiden. Julien geht zuerst ins Priesterseminar nach Besançon, ehe er als Sekretär in die Dienste eines Marquis tritt.

Dort entwickelt sich Julien allmählich zu einem Weltmann – zu einem solchen Weltmann, dass er es bald dahin bringt, die Tochter des Marquis zu schwängern. Dem Marquis bleibt zunächst nichts anderes übrig, als Julien zu protegieren, ihm zu Ruhm, Ehre und Ansehen zu verhelfen. Doch in einem Augenblick ist es mit Juliens Glück vorbei: Unter dem Zwang ihres Beichtvaters schreibt Madame de Rênal dem Marquis einen Brief, in dem sie Julien als skrupellos und heuchlerisch darstellt. Rasend vor Wut eilt Julien nach Verrières und schießt in der Kirche zweimal auf die Geliebte.

Julien wird verhaftet und zum Tode verurteilt. Im Gefängnis aber wird er von Madame de Rênal besucht, die er mit seinen Schüssen nur verwundet hatte. Jetzt gewinnt sie endgültig seine Liebe, nie war er in einem solchen Taumel der Liebe gewesen. Kurz danach wird er hingerichtet, die Gattin des Bürgermeisters von Verrières stirbt drei Tage nach Julien in den Armen ihrer Kinder.

Ein Wort noch zum Titel des Romans: Nach allgemeiner Auffassung bezieht sich das Rot auf die politische Gesinnung des (Anti-)helden (die Nähe Juliens zum einfachen Volk), das Schwarz wiederum steht wohl für das Priestergewand, das er anziehen muss, um gesellschaftliches Ansehen zu gewinnen.