Schachfiguren greifen ein

Schach ist ein beliebtes Thema in der Literatur. Auch in einem Kriminalroman von S. S. Van Dine spielt es eine kleine, aber entscheidende Rolle.


Schach ist ein durchaus beliebtes Thema in der Literatur. Es gibt ganze Bücher, die das Schach zum Thema haben, sei es die Schachnovelle von Stefan Zweig oder Lushins Verteidigung von Vladimir Nabokov.

Häufiger aber spielt Schach eine kleinere Rolle, wobei ihm dabei aber oft eine entscheidende Bedeutung zukommt. So beispielsweise in einem Detektivroman des amerikanischen Schriftstellers S. S. Van Dine (1888 bis 1939), der in den 20er- und 30er-Jahren mit seinen Geschichten um den fiktiven Detektiv Philo Vance bekannt wurde (heute aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist – nicht ganz zu unrecht, wie mir scheint).

The Bishop Murder Case (1929, dt.: Der Mordfall Bischof) ist der vierte Kriminalroman in der zwölfteiligen Reihe um Philo Vance. Darin klärt Vance eine Mordserie auf, die die oberen Zehntausend von New York in Atem hält. Erwähnt wird darin auch eine Schachpartie zwischen einem der fiktiven Charaktere (Pardee) und einem real existierenden Schachmeister (Akiba Rubinstein). Im 20. Kapitel wird die Stellung nach dem 44. Zug wiedergegeben, zu dem Zeitpunkt also, da Pardee die Partie aufgab.

In einer Fußnote zeigt der Autor den Weg zum Matt an, das natürlich mit dem Läufer erreicht wird – wie ja auch schon der Originaltitel andeutet (Bishop = Läufer):

45. Txc2 Sxc2
46. Kxc2 b1D
47. Kxb1 Kd3
48. Ka1 Kc2
49. d3 Lb2#

Das alles hat natürlich eine gewisse symbolische Bedeutung, die freilich bei anderen Zügen durchaus eine ganz andere Richtung nehmen könnte. So hat Alfred C. Thomas schon im März 1929 im American Chess Bulletin (S. 55) darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem anderen Zug von Weiß von einem Mordfall Springer die Rede sein müsste:

46. d3 Kc3
47. d4 Se3
48. d5 Sc4
49. d6 Sd2#

Ken Whyld wiederum ließ 1988 im British Chess Magazine (S. 221) mit einer anderen Variante den Mordfall des in eine Dame umgewandelten Bauern folgen:

46. d3 Kc3
47. d4 Ld6
48. a4 Sa3+
49. Ka2 b1D#