Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Die Zahl spricht für sich: 88 deutsche Schriftsteller haben 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft unterzeichnet.


Dichter und Denker gelten gemeinhin als unabhängige und freie Geister. Doch nach dem Machtantritt von Adolf Hitler war davon nicht viel zu spüren. So unterzeichneten gleich 88 deutsche Schriftsteller jenes Gelöbnis treuester Gefolgschaft, das nach Erlass des Schriftleitergesetzes von der Preußischen Akademie der Künste in Berlin propagiert worden war.

Am 26. Oktober 1933 in Blättern wie der Frankfurter oder der Vossischen Zeitung (S. 2) abgedruckt, sollte es nach der Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse das uneingeschränkte Vertrauen der Unterzeichnenden in die neue faschistische Regierung beweisen.

Die Namen sprechen für sich selbst, auch wenn ein Großteil der Autoren heute zu Recht in Vergessenheit geraten ist. Nicht alle aber. Der bekannteste Name auf der Liste ist sicher der von Gottfried Benn (1886 bis 1956), der zu jener Zeit das neue Regime noch unterstützte, ehe er später eine sehr viel distanziertere Haltung einnahm. Etwas zwiespältig verhielt sich auch Arnolt Bronnen (1895 bis 1959), der mit Bertolt Brecht genauso befreundet war wie mit Goebbels.

Ina Seidel (1885 bis 1974) wiederum war eine treue Gefolgsfrau, die ihrem Führer sehr gerne in Form von Gedichten huldigte. Dies tat Hanns Johst (1890 bis 1978) mit seinem Drama Schlageter, das als das nationalsozialistische Drama schlechthin anzusehen ist; zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 im Berliner Schauspielhaus uraufgeführt, ist es heutzutage vor allem wegen der Redewendung von der entsicherten Browning noch immer bekannt.

Ins Auge springen außerdem noch zwei Namen, die man dort eigentlich nicht erwartet hätte: Otto Flake (1880 bis 1963) und Oskar Loerke (1884 bis 1941) unterschrieben nach eigenen Angaben, um ihren Verleger Samuel Fischer zu schützen (→ Klee 2007, S. 156 u. 375).