Friederike Kempner. Leben und Werk

Viele Autoren versuchen bewusst, humorvoll zu schreiben. Die meisten scheitern aber dabei. Andere wiederum  schreiben humorvoll, obwohl sie es gar nicht bewusst versuchen. Eine Meisterin der unfreiwilligen Komik war Friederike Kempner.


Sie ist eine große Dichterin, eine der größten, die die deutschsprachige Welt je gesehen hat. Jeder kennt sie, jeder mag sie, jeder verehrt sie, jeder liebt sie – auch heute noch, mehr als 100 Jahre nach ihrem Tod. Ja, wer nach der Königin unter den deutschen Verseschmieden fragt, der bekommt unter Garantie nur eine Antwort zu hören: Friederike Kempner.

Doch hat sie diesen Ruf auch wirklich verdient? Sucht ihre Dichtkunst hierzulande tatsächlich noch immer ihresgleichen? Um dies nachzuprüfen, müssen wir wohl einen kurzen Blick auf ihr Werk werfen. Ein kleines Beispiel soll an dieser Stelle fürs Erste genügen:

Poesie ist Leben,
Prosa ist der Tod,
Engelein umschweben
Unser täglich Brot.

[Gedichte, Ausgabe von 1895, S. 87]

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Amanda Ros. Leben und Werk

Amanda Ros ist in Deutschland nahezu unbekannt. Die Erklärung dafür für ist einfach: Ihre Prosa ist im Grunde vollkommen unübersetzbar. Wer sie aber im Original liest, lernt eine ganz und gar ungewöhnliche Dichterin kennen.


Über die Frage, wer denn wohl der größte aller irischen Schriftsteller sei, wird beim Lesepublikum gerne eifrig gestritten. Die einen erklären George Bernard Shaw zu ihrem Liebling, die andern Samuel Beckett, Oscar Wilde oder William Butler Yeats, wieder andere küren Brendan Behan, Flann O’Brien oder James Joyce zu ihrem Favoriten.

Selbstverständlich ist es müßig, darüber zu disputieren, denn im Grunde ist doch alles nur eine Frage des Geschmacks. Ins Auge fällt aber, dass in Fachkreisen kein Zweifel darüber besteht, wer den Titel der hervorstechendsten Autorin Irlands verdient habe. In diesem Fall nämlich haben sämtliche Experten dieselbe Antwort parat: Amanda Ros.

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Dunkel wars, der Mond schien helle

Zu den schönsten deutschsprachigen Gedichten zählt ganz ohne Frage auch ›Dunkel wars, der Mond schien helle‹. Die Entstehungsgeschichte ist aber weitgehend unbekannt, über mögliche Urheber kann nur spekuliert werden.


Eins der schönsten deutschsprachigen Nonsensgedichte ist ganz ohne Zweifel der Kinderreim ›Dunkel wars, der Mond schien helle‹, das fraglos auch zu den schönsten zu zählen ist. Die Zahl der unterschiedlichen Versionen ist wohl Legion, es muss aber mindestens mehrere Dutzend geben. Die Variante, die hier nun folgt, habe ich schon vor Jahren in einem unbekannten Buch gefunden und auswendig gelernt.

Dunkel wars, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

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