Brief an Johann Wolfgang Goethe

Vorbemerkung: Da Goethe Wetzlar nachgewiesenermaßen am 11. September 1772 verließ und anschließend auf eine Woche im Hause La Roche sich aufhielt, dürfte dieser Brief kurz danach entstanden sein. Ein genaues Datum ist aber nicht bekannt.


Mein lieber junger Freund,

es ist vielleicht der falsche Zeitpunkt, trotzdem möchte ich Ihnen gerne einen Rat geben. Ja, ja, wir wissen alle nur zu gut, dass Sie schon seit längerer Zeit als Hallodri in allen Gemächern für Furore sorgen. Bedenken sollten Sie dabei aber, dass nicht Jeder solch ein Gebaren gutheißt. Vielen Ehemännern ist es nicht sehr recht, wenn man ihnen Hörner aufsetzt.

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Brief an Wilhelm Fließ

Vorbemerkung: Das unten erwähnte Buch erschien im Jahre 1898 und ist auch heute noch zu beziehen. Mit seinen numerologischen Ideen war Dr. Fließ seiner Zeit weit voraus, damals hat ihn außer Freud wohl kaum einer für voll genommen.


Sehr geehrter Herr Doktor,

darf ich Ihnen – im Namen der gesamten Welt, wie ich meine – Dank sagen für Ihr bahnbrechendes Werk, das wohl, wie ich mit Fug und Recht zu behaupten wage, einen ungeahnten Durchbruch für die Wissenschaft bedeutet? Ja, es ist schon wahr: Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen in ihrer biologischen Bedeutung dargestellt ist ein wahres Wunder an Prägnanz, Gründlichkeit und Exaktheit. Ich lehne mich wohl nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich hiermit feststelle, dass Ihr unvergleichliches Werk die Art, wie wir die Welt bisher betrachtet haben, von Grund auf verändern wird.

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Brief an August Goethe

Vorbemerkung: Dieser Brief stammt aus demselben Zeitraum wie der vorige. Der Verfasser muss aus dem Umfeld Ferdinand Heinkes stammen, dessen Tagebücher getreulich von August Goethes Wunsch, sich um Frau von Pogwisch totschießen zu wollen, Auskunft geben.


Mein lieber Goethe,

hoffentlich erwischt Sie dieses Billet nicht im falschen Augenblick, also nicht etwa bei Ihren Schießübungen, denen Sie sich ja wohl, wie ich unlängst aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, fast täglich hingeben.

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Brief an Adele Schopenhauer

Vorbemerkung: Da die unten zitierten Worte aus einem Billett Adeles vom Dezember 1813 stammen, ist der nachstehende Brief wohl im Januar 1814 entstanden. Bei dem erwähnten Adjutanten handelt es sich um Ferdinand Heinke, der im Auftrag seines Vorgesetzten Anton von Kleist nach Weimar gekommen war, um den Widerstand gegen die Franzosen zu organisieren.


Meine liebste, teuerste Adele,

tut Dir der Stich in Deinem Herzen noch immer so weh? Es muss ja schrecklich für Dich sein. Darum will ich mich auch bemühen, Dir mit diesem Briefchen aufs Beste zu helfen, auf dass Dir weitere Stiche erspart bleiben mögen.

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Brief an Thomas Mann

Vorbemerkung: Von wann dieser Brief stammt, ist unbekannt. Sicher ist nur, dass er, da der Verfasser gerade den Zauberberg liest, nach 1924 geschrieben worden sein muss. Welches Bild der Autor meint, ist ebenfalls ungewiss. Fotografien, auf denen Mann in der unten beschriebenen Weise zu sehen ist, gibt es aber mehr als genug. 


Sehr geehrter Herr Mann,

gewiss, Sie sind ein viel beschäftigter Mann, der ganz etwas anderes zu tun hat, als die täglich auf Sie einströmenden Bitten und Anfragen zu lesen, sie zu beantworten gar. Dass ich es dennoch wage, Sie mit diesem kleinen Briefchen zu belästigen, hat folgenden Grund: Neulich erst habe ich nämlich ein Bild von Ihnen gesehen – ein Bild allerdings, das mir gar nicht gefallen hat. Sie gucken dort so furchtbar hocharistokratisch drein, dass ich schon glaubte, Sie seien mit einer Königlichen Hoheit verwandt. Sind Sie das etwa?

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Brief an Bettine von Arnim

Vorbemerkung Vorbemerkung: Der Hinweis auf die tolle Blutwurst macht deutlich, dass der Eklat, der zum Bruch zwischen Bettine und Goethe geführt hat, schon in der Vergangenheit liegt. Der Brief kann also erst nach 1811 geschrieben worden sein.


Hochverehrte Frau von Arnim,

auch wenn Sie mich nicht kennen, vertraue ich darauf, eine Tür zu Ihrem Herzen öffnen zu können, wenn ich Ihnen kundtue, dass wir zumindest zweierlei miteinander gemein haben. So ward ich nämlich, zum Ersten, in eben jener Stadt entbunden, in der auch Sie, hochverehrte Frau von Arnim, einst das Licht der Welt erblickt, womit hinlänglich bewiesen wäre, dass ich genauso ein Frankfurter Bub bin wie Sie eine Frankfurter Maid.

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