Die Augen des Franz Kafka

Das augenfälligste Merkmal an Franz Kafka waren seine Augen. Welche Farbe sie hatten, wussten selbst seine Freunde nicht genau zu sagen.


Welche Augenfarbe hatte Franz Kafka? Eine simple Frage, wie es scheint. Nur leider lässt sie sich nicht so einfach beantworten, wie man denken sollte. Warum? Weil die unterschiedlichen Aussagen seiner Freunde darauf hindeuten, das seine Augen ab und an ihre Farbe gewechselt haben.

Eine Zeitzeugin ist die 1903 in Prag geborene Pianistin Alice Herz-Sommer, die in einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 17. Mai 2010 an einer Stelle Kafkas ›schöne, große braune Augen‹ erwähnte.

Das klingt überzeugend.

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Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient

Eines der bekanntesten Zitate überhaupt stammt von Joseph de Maistre (1753 bis 1821): ›Toute nation a le gouvernement quelle mérite.‹

De Maistre wählte diese Worte in einem Brief vom 15. August 1811, um seinen Befürchtungen Ausdruck zu verleihen, dass die neuen Gesetze Alexanders I. dem russischen Volk wahrscheinlich nicht zum Vorteil gereichen würden, da zwangsläufig jedes Gesetz unnütz sei, wenn das Volk seiner nicht wert wäre und nicht dafür geschaffen sei (→ Büchmann 2002, S. 302).

Publiziert wurde der Brief übrigens erst 40 Jahre nach der Niederschrift im ersten Band der Lettres et Opuscules (Paris 1851).

Loch Lomond

The Bonnie Banks of Loch Lomond ist ein altes schottisches Volkslied, das sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Angeblich handelt der Text von zwei Männern aus dem Gefolge Charles Edward Stuarts (1720 bis 1788), der während des zweiten Jakobitenaufstands von 1745 als hübscher Prinz Karl (Bonnie Prince Charlie) Großbritannien zu erobern suchte.

Einer der beiden gefangen genommenen Männern wurde wieder freigelassen und nahm den Weg über die Berge nach Hause (High Road), der andere hingegen konnte als Hingerichteter nur über die Low Road, den Weg der Toten durch die Unterwelt, zu seiner Liebsten zurück.

Hier irrt Goethe

Dass Goethe sich oft geirrt hat, ist bekannt. Nach Ansicht mancher Professoren allerdings auch dann, wenn dies kaum möglich war.


Wann irrte Goethe? Oft genug wohl, mitunter sogar auf eine recht fantastische Weise. Doch was sind schon solche Schnitzer wie seine Farbenlehre gegen die von ihm aufgestellte Behauptung, seine größte Liebe habe der jungen Lili Schönemann gegolten?

Dies nämlich hatte Goethe einst seinem getreuen Eckermann anvertraut, der dies später auch der Nachwelt verkündete:

Ich sehe die reizende Lili wieder in aller Lebendigkeit vor mir, und es ist mir, als fühlte ich wieder den Hauch ihrer beglückenden Nähe. Sie war in der That die Erste, die ich tief und wahrhaft liebte. Auch kann ich sagen, daß sie die Letzte gewesen; denn alle kleine Neigungen, die mich in der Folge meines Lebens berührten, waren, mit jener ersten verglichen, nur leicht und oberflächlich.

[Gespräche mit Goethe 1848: 5. März 1830, S. 299]

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Shakespeare and Company

Shakespeare and Company ist ein geradezu legendärer Laden für englischsprachige Literatur, den die in Baltimore (Maryland, USA) geborene Sylvia Beach 1919 in der Rue Dupuytren Nr. 8 eröffnet hatte.

Hier traf sich wirklich alles, was Rang und Namen hatte, genannt seien außer Joyce nur T. S. Eliot, Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, André Gide, Ezra Pound, Paul Valéry und Thornton Wilder. Um nach der Besetzung von Paris durch die Deutschen eine Enteignung zu verhindern, musste Beach das Geschäft 1941 schließen. Der Laden wurde nicht wiedereröffnet.

Huckleberry

Huckleberry ist ein schöner Name. Im Grunde bezeichnet er eine amerikanische Schwarzbeere (Solanum scabrum), die in weiten Teilen der USA zu finden ist, gerade auch am Mississippi. Den Samen der Pflanze, die ursprünglich aus Westafrika stammt, kann man heutzutage übrigens auch in Deutschland kaufen.

Die Beeren erinnern ein wenig an Tollkirschen und werden deshalb gerne für giftig gehalten. Das sind sie aber nicht. Freilich dürfen nur die reifen Beeren gegessen werden, die gekocht ganz ausgezeichnet schmecken.

Recht berühmt ist auch die von Johnny Mercer getextete Zeile vom ›huckleberry friend‹ aus dem Lied Moon River, das Audrey Hepburn als Holly Golightly im Film Frühstück bei Tiffany auf der Fensterbank sitzend zum Besten gibt. Zurückzuführen ist die Zeile wohl darauf, dass Mercer als Kind mit seinen Freunden entsprechende Beeren gesammelt hat.

Umstritten ist, ob Mercer dabei vielleicht auch an Mark Twains Huckleberry Finn gedacht haben könnte.

Bücher als Medizin

Beim Blättern in alten Magazinen begegnet uns eine Anzeige, die wirklich bemerkenswert ist. Dass Bücher für viele Dinge gut sind, ist ja durchaus bekannt. Ob sie aber auch als Medizin taugen? Früher wohl schon.


Leo Slezak, 1873 im österreich-ungarischen Mährisch-Schönberg geboren, war ein bekannter Sänger und Schauspieler seiner Zeit. Doch der Heldentenor war nicht nur für seine Kunst, sondern auch für seinen Humor berühmt. Tatsächlich darf Slezaks Komik sogar als eine Art Arzneimittel angesehen werden, wenn man der Anzeige glauben darf, die der Rowohltverlag am 13. März 1928 in die Weltbühne setzen ließ (S. 423).

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Gebrauchte Kisten zu verkaufen

Inserate in Zeitschriften sind oft nicht sehr spannend, mitunter aber üben sie einen besonderen Reiz aus. So findet sich in der Wochenschrift Das Tage-Buch vom 30. September 1922  auf Seite 1395 eine Anzeige des Ernst Rowohlt-Verlags, Potsdamer Straße 123b, in welcher der werte Kunde auf ein ganz spezielles Angebot hingewiesen wird:

Wir verkaufen gebrauchte Kisten jeder Größe

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, warum sich dieses Inserat in späteren Heften nicht mehr findet: a) das Lager ist unter dem Ansturm der Kundschaft sofort leergeräumt worden; b) kein Mensch hat sich je nach den Kisten erkundigt.

Des Rätsels Lösung werden wir wohl nie erfahren.

Johann Friedrich Cotta

Johann Friedrich Cotta (1764 bis 1832) war zu seiner Zeit ein recht erfolgreicher Unternehmer, der außer Schiller auch Goethe verlegte, genauso wie Alexander von Humboldt, Droste-Hülshoff, Fichte, Hebel, Hegel, Herder, Jean Paul, Kleist, Schelling oder Uhland.

Außerdem war Cotta auf dem Gebiet der Schifffahrt tätig. So führte er die Dampfschifffahrt nicht nur auf dem Rhein ein, sondern auch auf dem Main, der Donau und auf dem Bodensee. Allerdings konnte er dort mit seinem Schiff, der Max Joseph, nie so recht Fuß fassen, sodass sie nach wenigen Jahren wieder außer Dienst gestellt werden musste. So ist das Leben.